Stil

Aus Staatspolitisches Handbuch im Netz
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Stil ist die Einheitlichkeit des Ausdrucks, geschaffen durch einen Geist, der eine Form findet. In diesem Sinn kann ein Individuum einen Stil haben, ebenso wie ein Kollektiv oder eine ganze Kultur, sofern es gelingt, im Politischen wie im Kriegerischen wie im Religiösen, im Ökonomischen wie im Ästhetischen diese Einheitlichkeit zu gewährleisten. Stil gilt in der konservativen Betrachtungsweise als Ausdruck von Kraft, Selbstgewißheit, kultureller Blüte, während Barbarei gekennzeichnet wird durch Stillosigkeit oder das Durcheinander aller Stile; Perioden der Stilschwäche (Dekadenz) bestimmt das geistlose Tradieren oder Kopieren vorgefundener Muster. Dabei liegt jeder Feststellung über Stil eine Wertung zugrunde, die nicht vollständig objektiviert werden kann.

»Kultur ist vor allem Einheit des künstlerischen Stils in allen Lebensäußerungen eines Volkes.«

Friedrich Nietzsche

Die Bewunderung für Stilsicherheit, für das Stilvolle, für einen »großen Stil« hat mit der Wahrnehmung zu tun, daß sich der Stil nicht von selbst herstellt, daß Stil nichts Organisches ist, das aus dem Bereich des Nur-Vitalen (Natur) hervorgehen kann. Auf der anderen Seite ist auch nicht jedermann fähig, einen Stil zu schaffen. Stil ist Ausdruck eines überlegenen Willens, der mit einer gewissen Gewaltsamkeit dem Natürlichen, dem Üblichen, dem Chaotischen aufgezwungen werden muß, mit dem Ziel, ein gestaltetes Ganzes zur Erscheinung zu bringen, das sonst nicht zur Erscheinung käme.

Damit sollte auch geklärt sein, daß Stil niemals nur eine Äußerlichkeit ist, er gehört zur Sache selbst, was für Literatur, Musik und Bildende Kunst leichter nachvollziehbar scheint als für andere, weniger streng geprägte Bereiche des menschlichen Schaffens. Aber auch da gilt, daß es nicht darum gehen kann, »irgendwie« zu sein, sondern einen Stil auszuprägen, der tendenziell in jeder Lebensäußerung zur Geltung kommen sollte. Ein Sachverhalt, der vor allem in Deutschland, angesichts der aus vielen Quellen gespeisten Neigung zur Formlosigkeit, bloß schwer vermittelbar ist.

»Le style, c’est l’homme.«

Maurice Barrès

So stark das ästhetische Moment in allen Stilfragen ist, gibt es doch auch einen Nutzen, den jeder echte Stil in sich trägt, »da Leben nun einmal dauernd nur unter Form möglich ist« (Moeller van den Bruck). Das erklärt etwas von dem ausgeprägten Stilwillen funktionstüchtiger Institutionen wie etwa der katholischen Kirche, der preußischen Armee oder des japanischen Kaiserhofs. Hier ist immer bewußt, daß das Gegenteil von Stil nicht Freiheit, sondern Stillosigkeit ist.

Literatur

  • Moeller van den Bruck: Der preußische Stil [1916/1922], zuletzt 1953
  • Paul Ligeti: Der Weg aus dem Chaos, München 1931
  • Armin Mohler: Der faschistische Stil [1973], zuletzt in ders.: Das Gespräch. Über Linke, Rechte und Langweiler, Dresden 2001, S. 119-178