Demokratie. Der Gott, der keiner ist

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Demokratie. Der Gott, der keiner ist. Monarchie, Demokratie und natürliche Ordnung (engl. Democracy. The God That Failed. The Economics and politics of monarchy, democracy and natural order, New Brunswick 2001),
Hans-Hermann Hoppe, Leipzig/Waltrop: Manuscriptum 2003.

Der anarchokapitalistische Volkswirt Hans- Hermann Hoppe entwirft in diesem Buch, vor dem Hintergrund immer mehr das Leben beeinflussender Wohlfahrtsstaaten, die Utopie einer »natürlichen Ordnung«, die allein auf Vertragsrecht zwischen privaten Personen oder Institutionen beruhen soll. Die Neigung der westlichen Staaten zur Umverteilung, Zentralisierung durch die Einrichtung supranationaler Gebilde, »erzwungenen Integration« von Einwanderern sowie Beschränkung des freien Handels durch sozialstaatliche Regulierungen nimmt Hoppe zum Anlaß, die Demokratie als Herrschaftsform insgesamt in Frage zu stellen. Dazu vergleicht er sie mit der Monarchie und stellt ihr seine Utopie der Staatenlosigkeit gegenüber. Als Maßstäbe wählt er die Zeitpräferenz der Gesellschaften, ihre potentielle Machtausdehnung, den Umgang mit Eigentum, den Aufbau des Staatsapparates, die Stellung von Gemeinschaften, ihre Friedfertigkeit sowie das Verhältnis zwischen Herrscher und Volk.

Bei dieser Untersuchung kommt er zu dem Ergebnis, die Monarchie sei das »kleinere Übel«, weil in ihr der Herrscher langfristig denken könne, während in einer Demokratie die Politiker durch die kurzen Legislaturperioden zu sozialpolitischem Aktionismus getrieben würden. Hoppe geht davon aus, daß der Monarch wie ein Privateigentümer handelt und deshalb das machtlose Volk frei leben und wirtschaften läßt. Gleichermaßen argumentiert er für Kriegsfälle: In Demokratien sei das gesamte Volk in totale Kriege involviert. Beim Krieg zwischen Monarchien hingegen würden ausschließlich Söldnerheere gegeneinander antreten. Deshalb werde die Zivilbevölkerung verschont.

Statt für eine Monarchie plädiert Hoppe jedoch für die komplette Selbstverwaltung der Bürger. Diese werden sich, wenn man sie läßt, selbständig, freiwillig und zweckmäßig zusammenschließen, ohne daß der Staat regulierend eingreifen muß. Aufgaben wie die Aufrechterhaltung von Infrastruktur, Justiz und Landesverteidigung sind privat über das Vertragsrecht regelbar. Dies schließt auch ein Recht zum Ausschluß und zur Diskriminierung ein – etwa gegenüber anderen Ethnien, die aus der Gemeinschaft per Beschluß verbannt werden können.


»In einer natürlichen Ordnung sind alle Güter, jedes Stück Land und Wasser, im Eigentum privater Personen oder Gruppen. Es gibt kein »öffentliches« Eigentum, keine Steuern, keinen Staat und kein Gerichtsmonopol. Die Eigentümer sind durch ein weitverzweigtes Netzwerk vertraglicher Beziehungen miteinander verknüpft. Sicherheit – Recht und Ordnung – wird, wie andere Güter auch, in Eigenleistung, nachbarschaftlicher Kooperation und durch freifinanzierte Spezialunternehmungen, insbesondere Versicherungen und Schlichtungsagenturen erbracht.«

Aufgrund dieser Anmerkungen ist das Buch auch von Liberalen und Libertären kritisch rezipiert worden, obwohl es sich in ihrem Werkekanon etabliert hat. Hoppe wurde der Mangel an empirischen Belegen ebenso vorgeworfen wie seine ausschließlich ökonomische Argumentation, die kulturelle und soziale Aspekte des Zusammenlebens außen vor lasse. Anthropologisch geht er von einem egoistischen Menschen aus, der Gemeinschaften nur schmiedet, wenn es ihm etwas nützt, und der diese folglich auch ständig optimieren will. Hoppe hofft, daß die westlichen Staaten implodieren, wenn genügend kritische Bürger mit Erfolg regionale Sezessionen vorantreiben. In den USA gibt es vereinzelte »Gated Communities«, die dem Gesellschaftsentwurf der »natürlichen Ordnung« ähneln. In Europa sind solche Gebilde jedoch bisher absolute Ausnahmen.

Literatur

  • Lothar Fritze: Illegitimität des Staates? Bemerkungen zu Hans-Hermann Hoppes Vision einer Privateigentumsgesellschaft, in: Politische Vierteljahresschrift 46 (2005), Heft 1.
Der Artikel wurde von Felix Menzel verfaßt.