Aristokratie

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Aristokratie kommt aus dem antiken Griechisch und bedeutet »Herrschaft der Besten«. Es handelte sich um die Selbstbezeichnung der Elite, die einen Anspruch auf dauernde Macht über die Masse der Bevölkerung erhob. Die Aristokratie herrschte aus eigenem beziehungsweise göttlichem Recht (Legitimität, Politische Theologie); die Zugehörigkeit ergab sich aus der Abstammung und stattete mit entsprechenden Privilegien aus. Historisch gesehen gehörte Landbesitz zu den wesentlichen Voraussetzungen aristokratischer Verfassungen. Sobald dessen Bedeutung schwand, geriet die Aristokratie in eine Krise, was sich an den antiken Ständekämpfen ebenso ablesen läßt, wie am Niedergang des europäischen Adels seit dem 17. Jahrhundert.

»Denn die Bedeutung eines adeligen Ge­schlechts liegt ganz in den Traditionen, das heißt: in den lebenskräftigen Erinnerungen.«

Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Auch die Kritik des aristokratischen Prinzips hat eine lange Geschichte und geht bis auf das Altertum zurück. Grund dafür ist regelmäßig der Abstand zwischen dem normativen Anspruch der »Besten« und deren tatsächlicher Leistung. In der modernen Staatstheorie, etwa bei Montesquieu, wird vor allem die Erblichkeit von Titel und Besitz als Grund für die Korruption der Aristokratie betrachtet.

Trotz dieser und anderer Vorbehalte schwand die positive Konnotation des Begriffs Aristokratie niemals ganz. Das hatte mit der Bewunderung für deren Verhaltens- und Stilsicherheit zu tun, die nur eine lange Tradition verleihen, aber auch mit der Hoffnung auf einen Idealstaat, in dem tatsächlich die »Besten« regieren. Schon Aristoteles unterschied die Aristokratie ausdrücklich von anderen Formen der Minderheitenherrschaft, die er »Oligarchien«, das heißt »Herrschaft von wenigen«, nannte. Erstere würden durch die Tugend, letztere durch den Reichtum bestimmt.

Diese Annahme eines grundsätzlich richtigen »aristokratischen Prinzips« führ­te seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zu verschiedenen Adelsreformplänen. Sie unterschieden sich von anderen Konzepten der Elitenherrschaft vor allem durch den Gedanken, die Erblichkeit festzuhalten: angefangen bei den Vorschlägen Gneisenaus, alle Adelstitel aufzuheben und nur nach Maßgabe der Bewährung im Kampf gegen Napoleon wiederzuverleihen, woraufhin die alte, aber regenerierte Aristokratie mit den wegen ihrer Leistung Nobilitierten verschmolzen werden könnte, über Carlyles, Nietzsches, Georges und Evolas radikale Aristokratismen, bis hin zu den Ideen des Stauffenbergkreises, die wieder an Gneisenau anknüpften.

Anders als Elitekonzepte, die von einer nur faktischen Bedeutung der Führungsschicht ausgehen, halten Befürworter einer Aristokratie an der Auffassung fest, daß es eine gute Ordnung geben kann, deren Führung nach Maßgabe ihrer – geistigen, aber auch sittlichen – Qualität bestimmt ist, und selbst Liberale kommen gelegentlich zu dem melancholischen Urteil: »Die besten unter den demokratischen Politikern der Gegenwart stellen im Vergleich zum besten Typus des Adligen der Vergangenheit sehr dürftige Typen dar.« (Ernst Nolte)

Literatur

  • John Carey: Haß auf die Massen, Göttingen 1996.
  • Thomas Carlyle: Über Helden, Heldenverehrung und das Heldentümliche in der Geschichte, Leipzig 1895;
  • Julius Evola: Menschen inmitten von Ruinen [1953], Tübingen 1991.
  • Wilhelm Roscher: Politik [1892], zuletzt Stuttgart 1908.