Rasse

Aus Staatspolitisches Handbuch im Netz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rasse ist ein Begriff, der ursprünglich aus dem Arabischen stammt und soviel wie »Linie«, das heißt im übertragenen Sinn auch »Blutlinie« bedeutet. Die Wahrnehmung, daß innerhalb einer Art Gruppen bestehen, die sich durch bestimmte charakteristische, vor allem morphologische, Merkmale unterscheiden, samt der Feststellung, daß diese Merkmale erbfest sind, hat es wahrscheinlich seit der Frühzeit des Menschen gegeben. Entsprechende Beobachtungen konnte man bei Tieren, in gewissem Sinn auch bei Pflanzen machen, und mit der Feststellung der Differenz ging gewöhnlich eine Bewertung einher. Das Entsprechende galt, wenn man das Prinzip der Rassensonderung auf den Menschen übertrug.

Daß damit eine Verschärfung der sowieso verbreiteten – und im weiteren Sinn »natürlichen« – Fremdenfurcht einherging, ist sowenig bestreitbar wie die Tatsache, daß die Feindseligkeit zwischen Rassen nicht fixiert, sondern kulturell variabel ist. Ein Beispiel ist die sexuelle Anziehungskraft zwischen Menschen verschiedener Rassen, ein anderes die differierende Wertung der anderen Rasse im Lauf der Geschichte. So trat der »Mohr« im Mittelalter zwar als Anderer auf, aber das hat weder die sagenhafte Heldengestalt des Feirefiz verhindert, noch den Aufstieg des schwarzhäutigen Heiligen Mauritius zum Schutzpatron des Deutschen Reiches.

»Aber die bloße Proklamation der natürlichen Gleichheit aller Menschen und der Brüderlichkeit, die sie ohne Ansehen der Rasse oder der Kultur vereinigen sollte, ist intellektuell enttäuschend, weil sie die faktische Verschiedenheit übergeht, die sich der Beobachtung aufzwingt und von der man nicht einfach behaupten kann, daß sie das Problem im Kern nicht berühre, so daß man sie theoretisch und praktisch als nicht vorhanden ansehen könne.«

Claude Lévi-Strauss

Bei solcher Großzügigkeit spielte selbstverständlich auch die »monogenetische« These eine Rolle, derzufolge alle Menschen von einem Schöpfer in einem Akt geschaffen worden waren. Diese Anschauung geriet erst im 18. Jahrhundert mit der Entwicklung der modernen Naturwissenschaft zunehmend unter Druck. Schon vor der Durchsetzung von Darwins Evolutionstheorie verbreitete sich jedenfalls die Annahme, daß die Menschenrassen nicht eines Ursprungs seien, sondern verschiedene Stufen der Gesamtentwicklung repräsentierten. Die Konsequenzen, auch und gerade die ideologischen, waren erheblich.

Jedenfalls datiert die Angst um die »Reinheit der Rasse« erst in die nachaufklärerische Phase der europäischen Geschichte. Ähnliche Konzepte aus früherer Zeit, wie etwa die Heiratsverbote in traditionalen Gesellschaften oder im Fall der Unterwerfung, erklären sich durch andere Motive. Die Idee, daß die Geschichte von Rassenzugehörigkeit und Rassenkampf determiniert werde, ist ein modernes Phänomen, das die Rassengesetzgebung in den weißen Siedlungskolonien und den USA und erst in letzter Konsequenz im nationalsozialistischen Deutschland bestimmte.

Dessen militärische Niederlage 1945 hat auch die Argumentation unter Bezug auf den Begriff Rasse nachhaltig diskreditiert, allerdings mit dem eifrigen Bemühen, den »Rassismus« – also eigentlich die moralische Abwertung von einzelnen oder Gruppen aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit – zu beseitigen, die absurde Lage geschaffen, daß der Faktor Rasse und seine tatsächlichen Auswirkungen gar nicht oder nur noch verdeckt diskutiert werden. Selbst in wissenschaftlichen Disziplinen wie der Ethnologie, der Anthropologie oder der Biologie, die im Grunde gar nicht umhinkönnen, von »Rassen« zu sprechen, scheut man davor zurück und verwendet Ersatztermini, die allerdings nicht erhellend, sondern verdunkelnd wirken.

Immerhin hat eine Minderheit von Unerschrockenen sich durch diese Art von Meinungsdiktat nicht irritieren lassen und hinreichende Gründe für die Annahme benannt, daß die Rassen nicht nur in bezug auf das Äußere von Menschen Bedeutung hat, sondern auch in bezug auf solche Faktoren wie durchschnittliche Intelligenz, Individualismus oder Kollektivismus, körperliche Fähigkeiten. Man muß dem angesichts der faktischen Rassenmischung in allen Kulturvölkern keine übermäßige Bedeutung zuschreiben, aber von diesem Tatbestand völlig abzusehen, gleicht einem »kulturalistischen Fehlschluß«, das heißt der Folgerung vom gewünschten Ergebnis – der Gleichheit aller Menschen – auf die erlaubten Tatsachen.

Literatur

  • John R. Baker: Die Rassen der Menschheit [1974/1979], zuletzt Herrsching 1989
  • J. Philippe Rushton: Rasse, Evolution und Verhalten [1995], Graz 2005
  • Ilse Schwidetzky: Grundzüge der Völkerbiologie, Stuttgart 1950
  • Ilse Schwidetzky: Rassen und Rassenbildung beim Menschen, Stuttgart 1979
  • Andreas Vonderach: Anthropologie Europas, Graz 2008