Person: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. September 2016, 19:18 Uhr

Person bezeichnet in der antik-abendländischen Denktradition das Individuum, das durch eine bestimmte – nicht sinnlich faßbare – Qualität ausgezeichnet ist und deren Wesen jedenfalls nicht in ihrer materiellen Beschaffenheit aufgeht. Daher rührt die übliche Unterscheidung von »Seele« und »Körper«, wobei die Seele als Personkern höher gewertet wird. Wie alle zentralen philosophischen Begriffe ist auch dieser kaum eindeutiger zu klären. Für unseren Zusammenhang genügt die Annahme, daß der Mensch anders als das Tier über Bewußtsein und (freien) Willen verfügt, verantwortlich und genötigt ist, sich zwischen verschiedenen – etwa verschiedenen ethischen – Möglichkeiten zu entscheiden. Das alles setzt Identität des Menschen voraus, also einen unveränderbaren Kern, der über die Personalität bestimmt wird, ein hinreichend klar erkennbares Gesamt von Eigenschaften, die sich im Laufe eines Lebens ausbilden und den Menschen eigentlich ausmachen, ihn im besten Fall zu einer differenzierten »Persönlichkeit« werden lassen.

»Eine Persönlichkeit: das ist eine Institution in einem Fall.«

Arnold Gehlen

Eine derartige Vorstellung und die damit verbundene Annahme eines besonderen Ranges der Person ist nach den großen »Kränkungen der menschlichen Eigenliebe« (Sigmund Freud), das heißt der Infragestellung der Sonderstellung durch Kopernikus, Darwin und Freud, also Astronomie, Biologie und Psychologie, nachhaltig erschüttert worden. Ein Prozeß, der bis heute weder abgeschlossen noch vollständig geklärt ist.

Fest steht nur in politischer Hinsicht, daß unter Voraussetzung der Personalität des Menschen, alle Versuche, ihn bloß unter funktionalen Aspekten zu betrachten, sei es, daß man ihn als Verfügungsmasse betrachtet, sei es, daß man ihn nur als mehr oder weniger beliebigen Merkmals­träger ansieht, zurückzuweisen sind.

»Der Mensch allein – sofern er Person ist – vermag sich über sich – als Lebewesen – emporzuschwingen und von einem Zentrum gleichsam jenseits der raumzeitlichen Welt aus alles, darunter auch sich selbst, zum Gegenstande seiner Erkenntnis zu machen.«

Max Scheler

Die radikalste Folgerung aus der ersten Position zieht der Totalitarismus, der die Individuen zu Objekten seines Handelns und Planens herabwürdigt, die zweite Position hängt vor allem mit den modernen Vorstellungen von der Person als »Konstruktion« oder als »Rollen«-Träger zusammen. In diesen Zusammenhang gehören Konzepte, die von der behavioristischen Pädagogik bis zu neuen Formen der gender-Politik reichen.

Demgegenüber hat die konservative Position eine »personalistische« Tendenz. Sie geht normalerweise auf das traditionelle Verständnis zurück, das entweder im christlichen oder anderen Sinn religiös oder im weitesten Sinn idealistisch begründet wird. Gleichzeitig ist allen Konzepten eine Absage erteilt, die mittels social engineering auf Manipulation setzen, und einem schrankenlosen Individualismus entgegengetreten, der die Bindung der Person an die Gemeinschaft systematisch unterschätzt oder negiert.

Literatur

  • Arnold Gehlen: Die Seele im technischen Zeitalter [1957], Gesamtausgabe, Bd 6, zuletzt Frankfurt a. M. 2007.
  • Bernhard Groethuysen: Philosophische Anthropologie [1931], zuletzt München 1969.
  • Ellen Kositza: Gender ohne Ende, Kaplaken, Bd 7, Schnellroda 2008.
  • Max Scheler: Die Stellung des Menschen im Kosmos [1928], zuletzt Bonn 2007.
  • Hans-Joachim ­Schoeps: Was ist der Mensch? Philosophische Anthropologie als Geistesgeschichte der neuesten Zeit, Göttingen 1960;
  • Volker Zastrow: Gender – Politische Geschlechtsumwandlung, Waltrop 2006.