https://wiki.staatspolitik.de/index.php?title=Nanga_Parbat&feed=atom&action=historyNanga Parbat - Versionsgeschichte2024-03-28T08:27:05ZVersionsgeschichte dieser Seite in Staatspolitisches Handbuch im NetzMediaWiki 1.32.0https://wiki.staatspolitik.de/index.php?title=Nanga_Parbat&diff=320&oldid=prevAdmin: Die Seite wurde neu angelegt: „:'''Pakistan, Westhimalaja''' Am Anfang der Eroberungsgeschichte des »Schicksalsbergs der Deutschen« steht ein Brite. Im Sommer des Jahres 1895 leitet Albert…“2016-10-27T11:30:02Z<p>Die Seite wurde neu angelegt: „:'''Pakistan, Westhimalaja''' Am Anfang der Eroberungsgeschichte des »Schicksalsbergs der Deutschen« steht ein Brite. Im Sommer des Jahres 1895 leitet Albert…“</p>
<p><b>Neue Seite</b></p><div>:'''Pakistan, Westhimalaja'''<br />
Am Anfang der Eroberungsgeschichte des<br />
»Schicksalsbergs der Deutschen« steht ein<br />
Brite. Im Sommer des Jahres 1895 leitet Albert<br />
Frederick Mummery, der als bester<br />
Bergsteiger seiner Zeit gilt, eine Expedition<br />
zum Nanga Parbat – der erste Versuch<br />
einer Achttausender-Besteigung überhaupt.<br />
»Wenn ich es skizzieren wollte: es<br />
übertrifft alles, was ich je gesehen: ungeheure<br />
Entfernungen, blaue Berge.« (Mummery,<br />
Brief an seine Frau, 10. Juli 1895)<br />
<br />
Mit seinem Gurkha-Träger Raghobir gelingt<br />
ihm eine Besteigung an der Diamir-<br />
Seite des Berges auf eine Höhe von ungefähr<br />
6 500 Meter. Am 24. August startet<br />
Mummery mit zwei Trägern den Versuch,<br />
die sogenannte Diama-Scharte ins Rakhiot-<br />
Tal zu überschreiten; die drei kehren<br />
nicht zurück und bleiben verschollen.<br />
<br />
Allerdings gab es so etwas wie eine<br />
deutsche Vorgeschichte: Auf Empfehlung<br />
Alexander von Humboldts erforschen die<br />
Brüder Adolf und Robert Schlagintweit<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts das westliche<br />
Himalaja und kartographieren die Gegend.<br />
1856 stößt dabei Adolf Schlagintweit bis an<br />
den Fuß des Nanga Parbat vor.<br />
<br />
Der Name Nanga Parbat bedeutet »nackter<br />
Berg«, abgeleitet von dem Sanskritbegriff<br />
»nagna-parvata«. Er befindet sich im<br />
westlichen Himalaja, im pakistanischen<br />
Teil Kaschmirs. Die dort lebenden Paschtunen<br />
nennen den Berg Diamir (»König der<br />
Berge«). Mit 8 125 Metern ist er der neunthöchste<br />
Berg und zudem die größte freistehende<br />
Massenerhebung der Erde. Seine<br />
Südwand, die sogenannte Rupal-Flanke, ist<br />
die höchste Gebirgswand der Erde.<br />
<br />
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges<br />
wird das Interesse der deutschen Alpinisten<br />
verstärkt in Richtung Himalaja gelenkt.<br />
Der Alpenverein erhebt in seinen<br />
Nürnberger Leitsätzen von 1919 das Bergsteigen<br />
zur nationalen Aufgabe. Der Alpinismus,<br />
und zwar »in der Form bergsteigerischer<br />
Arbeit«, stelle dabei »eines der<br />
wichtigsten Mittel« dar, »um die sittliche<br />
Kraft des deutschen Volkes wiederherzustellen«.<br />
<br />
Erster »deutscher« Gipfel im fernen Himalaja<br />
wird allerdings der Kangchendzönga,<br />
der dritthöchste Berg der Welt (die erste<br />
Expedition dorthin im Jahr 1905 führt<br />
Aleister Crowley an). 1929 wird unter Leitung<br />
von Paul Bauer ein Versuch gestartet,<br />
man gelangt auf 7 400 Meter. 1930 sind es<br />
Günter Dyhrenfurth und Ulrich Wieland,<br />
die eine deutsche Expedition leiten, 1931<br />
erneut Paul Bauer. Die Versuche scheitern<br />
jeweils an der schlechten Witterung, an<br />
Stürmen und der Lawinengefahr.<br />
<br />
Recht bald rückt der Nanga Parbat, der<br />
am westlichsten gelegene Achttausender,<br />
in den Fokus der deutschen Bergsteiger<br />
– und gilt schnell als »deutscher« Gipfel<br />
(neben »englischem« Mount Everest,<br />
»italienischem« K2 und »französischer« Annapurna). Bereits 1930 plant Willo Welzenbach,<br />
einer der bekanntesten Kletterer<br />
im deutschen Sprachraum und Pionier der<br />
Eiskletterei, eine Expedition zur Westseite<br />
des Nanga Parbat. Die Anregung dafür erfährt<br />
er durch Walter Schmidkunz, einem<br />
Verleger von Alpinliteratur, der zuvor Einsicht<br />
in Briefe und Notizen Mummerys bekommen<br />
hat. Doch Welzenbach ist beruflich<br />
eingebunden und so übernimmt Willy<br />
Merkl die Leitung der deutsch-amerikanischen<br />
Expedition von 1932. Sein Versuch<br />
endet aufgrund des einsetzenden Monsuns<br />
auf etwa 7 000 Metern Höhe. Zwar<br />
übernimmt Merkl die Idee und die Planungen<br />
Welzenbachs, doch wählt er die Nordseite<br />
des Berges für den Aufstieg – »dilettantisch,<br />
aber recht erfolgreich« (Reinhold<br />
Messner).<br />
<br />
1934 führt Merkl auch den zweiten<br />
deutschen Versuch (mit österreichischer<br />
Beteiligung) an. Die sogenannte Deutsche<br />
Himalaja-Expedition (DHE) und die<br />
ihr zukommende mediale Aufmerksamkeit<br />
werden schließlich den Mythos vom<br />
»Schicksalsberg«, vom »Gral des deutschen<br />
Alpinismus« begründen. Trotz der<br />
exzellent besetzten Mannschaft kommt<br />
es zur Katastrophe: Zwar erreichen Peter<br />
Aschenbrenner und Erwin Schneider über<br />
die Nordseite eine Höhe von 7 895 Metern,<br />
doch stirbt bereits beim Aufbau der Lager<br />
der Bergsteiger Alfred Drexel an einem<br />
Höhenlungenödem (fälschlicherweise als<br />
Lungenentzündung diagnostiziert). Bei<br />
einem Schneesturm, der über eine Woche<br />
anhält, kommen dann Uli Wieland, Willo<br />
Welzenbach, Willy Merkl sowie sechs Sherpas<br />
ums Leben. Die Gründe für das Scheitern<br />
liegen im fehlenden Wissen um die<br />
Schwere der Himalaja-Stürme sowie in<br />
der falschen Vorgehensweise Merkls. Statt<br />
mit einer möglichst kleinen Angriffsspitze<br />
der besten Kletterer die Besteigung anzugehen,<br />
will Merkl den Gipfelsieg erzwingen<br />
und mit mehr als einem Dutzend Leute<br />
dort ankommen. Nur die mitgereiste Gruppe<br />
von Wissenschaftlern kann Erfolge verbuchen<br />
und erarbeitet eine Karte des Nanga<br />
Parbat.<br />
<br />
1936 wird die Deutsche Himalaja-Stiftung<br />
gegründet, deren Leiter wird Paul<br />
Bauer, ein wichtiger Kletterfunktionär<br />
und ehemaliger Intimfeind Willo Welzenbachs.<br />
Ein Jahr später startet die Deutsche<br />
Nanga-Parbat-Expedition, Leiter ist<br />
Karl Wien. Wieder geht es über die Nordseite.<br />
Das unter dem sogenannten Rakhiot<br />
Peak errichtete Hochlager IV (6 200 m)<br />
wird in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni<br />
von einer Lawine erfaßt. Die gesamte Klettermannschaft<br />
und neun Sherpas sterben,<br />
nur die beiden Wissenschaftler Uli Luft<br />
und Carl Troll überleben. Paul Bauer organisiert<br />
daraufhin eine Bergungsexpedition.<br />
Nach dem schnellen Erreichen der Unfallstelle<br />
können zwischen dem 18. und 21.<br />
Juli die meisten Leichen geborgen werden.<br />
Zwei Jahre später führt Paul Bauer eine<br />
starke Mannschaft zur Nordseite des Nanga<br />
Parbat; die Versorgung wird durch eine<br />
Ju 52 aus der Luft gesichert. Man erreicht<br />
nur eine Höhe von 7 300 Metern. Außerdem<br />
werden die Leichen Merkls und seines<br />
Sherpas Gay-Lay gefunden, der angeblich<br />
freiwillig an Merkls Seite blieb.<br />
<br />
Die 1939 gestartete Erkundungsexpedition<br />
unter Leitung von Peter Aufschnaiter<br />
kommt in der Diamir-Flanke (Nordwestseite)<br />
an zwei Punkten auf 6 000 Meter. Zu den<br />
Teilnehmern gehört auch Heinrich Harrer.<br />
Der Zweite Weltkrieg bricht während<br />
der Rückreise des Teams aus: Man befindet<br />
sich in Indien, auf britischem Territorium;<br />
die Bergsteiger werden verhaftet und interniert.<br />
Harrer wird später seine und Aufschnaiters<br />
Flucht-Erlebnisse in dem Buch<br />
''Sieben Jahre in Tibet'' festhalten.<br />
<br />
Im Jahr 1953 gelingt dann endlich die erfolgreiche Besteigung des Nanga Parbat: Karl Maria Herrligkoffer und Peter<br />
Aschenbrenner, der schon 1934 dabei war,<br />
leiten die Expedition. Herrligkoffer, der<br />
jüngere Halbbruder Willy Merkls, ist Arzt<br />
und wird in den kommenden drei Jahrzehnten<br />
diverse Expeditionen im Himalaja<br />
leiten. Aufgrund seines autoritären<br />
Auftretens und wegen der von ihm beanspruchten<br />
Verwertungsrechte kommt es<br />
nach der Expedition und auch später immer<br />
wieder zu Zerwürfnissen und Rechtsstreitigkeiten<br />
zwischen ihm und einzelnen<br />
Teilnehmern.<br />
<br />
Am 3. Juli 1953 erreicht der Tiroler<br />
Hermann Buhl den Gipfel. Eine Gruppe<br />
um Buhl hatte sich gegen die Anweisungen<br />
von Herrligkoffer und Aschenbrenner<br />
für den Gipfelgang entschieden. Um<br />
2.30 Uhr bricht Buhl vom letzten Lager<br />
auf, ohne künstlichen Sauerstoff, und bewältigt<br />
bis zum Gipfel, den er gegen 19 Uhr<br />
mit letzter Kraft erreicht, 1 300 Höhenmeter;<br />
oben läßt er seinen Eispickel mit der<br />
pakistanischen Flagge zurück. Danach biwakiert<br />
er in 8 000 Metern Höhe ohne<br />
Ausrüstung. Doch er hat Glück, die Witterungsverhältnisse<br />
sind günstig, allerdings<br />
wird er durch Erfrierungen zwei Zehen<br />
verlieren. Nach 40 Stunden erreicht er<br />
total erschöpft und dehydriert das Höhenlager.<br />
Eine Pioniertat, die Buhl allerdings<br />
auch der Einnahme von Pervitin (ein im<br />
Zweiten Weltkrieg eingesetztes Aufputschmittel<br />
auf Methamphetamin-Basis) zu verdanken<br />
hat; zudem führt er Padutin, ein<br />
durchblutungsförderndes Mittel gegen Erfrierungen,<br />
mit sich.<br />
<br />
1962 erreichen Toni Kinshofer, Anderl<br />
Mannhardt und Siegi Löw den Gipfel, dabei<br />
durchsteigen sie erstmals die Diamir-<br />
Flanke. Beim Abstieg stürzt Löw tödlich ab,<br />
Kinshofer und Mannhardt erleiden schwere<br />
Erfrierungen. Wieder ist Herrligkoffer<br />
Expeditionsleiter, der auch acht Jahre später<br />
die Siegi-Löw-Gedächtnisexpedition<br />
anführt, bei der die Brüder Günther und<br />
Reinhold Messner die Rupal-Wand (Südseite)<br />
durchsteigen. Sie erreichen, ebenso wie<br />
tags darauf Felix Kuen und Peter Scholz,<br />
den Gipfel. Beim erzwungenen Abstieg<br />
über die Westseite reißt eine Lawine Günther<br />
Messner in den Tod.<br />
<br />
Reinhold Messner wird weitere acht<br />
Jahre später den Nanga Parbat im Alleingang,<br />
vom Wandfuß bis zum Gipfel, bezwingen,<br />
innerhalb von drei Tagen. Im<br />
Jahr 2005 erreichen über eine neue Route<br />
in der Rupal-Wand die US-Amerikaner<br />
Steve House und Vince Anderson den Gipfel<br />
im Alpinstil (ohne Zwischenlager und<br />
vorher präparierte Route, Ausrüstung und<br />
Verpflegung werden mitgeführt).<br />
68 Menschenleben forderte bisher die<br />
Besteigung des Nanga Parbat (Stand 2011).<br />
Letztes Todesopfer war ein Südkoreaner,<br />
der am 11. Juli 2009 abstürzte. Der ersten<br />
acht Menschen auf dem Gipfel waren Deutsche:<br />
aus Deutschland, Österreich und Südtirol.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Günter Oskar Dyhrenfurth: ''Das Buch vom Nanga Parbat. Die Geschichte seiner Besteigung 1895–1953'', München 1954.<br />
* Hans Hartmann: ''Ziel Nanga Parbat. Tagebuchblätter einer Himalaja-Expedition, Berlin 1942.<br />
* Reinhold Messner: ''Diamir – König der Berge. Schicksalsberg Nanga Parbat'', München 2008.<br />
<br />
{{Autor|Erik Lehnert}}<br />
<br />
[[Kategorie:Ort]]</div>Admin