Monarchie

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Monarchie bedeutet, abgeleitet aus dem Griechischen, »Herrschaft von einem«. Gemeint ist damit für gewöhnlich die legitime Alleinherrschaft, im Gegensatz zur illegitimen, der Tyrannis oder Despotie, oder der Alleinherrschaft auf beschränkte Zeit, der Diktatur. Ohne Frage geht die Monarchie in ihrem Kern auf die Führerschaft des herausragenden einzelnen zurück; das läßt sich an den kurzlebigen Heerkönigtümern der homerischen oder der Völkerwanderungszeit ebenso ablesen wie an der langlebigen Tradition der Wahlmonarchie. Aber regelmäßig wurde versucht, diese Art von Herrschaft durch erbliche Nachfolge zu verankern.

»Auch das Königtum der Germanen ist seit den frühesten Zeugnissen, die wir von ihm besitzen, keineswegs allein aus dem Willen zur Macht zu begreifen, sondern bekundet durch mannigfaltige Überlieferungsbestände das Wirken eines Willens zum Dienen, zur Verantwortung vor göttlicher Macht und Majestät, die über den Menschen, auch über den Königen, steht. Aus der Unterordnung unter diese Macht ist die Königs-Würde erflossen.«

Otto Höfler

In jedem Fall spielte für die Stabilität der Monarchie die Idee göttlicher Stiftung eine außerordentliche Rolle. Entweder lag die Vorstellung zugrunde, daß der Monarch ein lebender Gott sei – so im Ägypten der Pharaonen –, daß er göttlicher Abkunft sei – so in Japan – oder daß er seine Macht »von Gottes Gnaden« habe – so im alten Persien und im Abendland. Schwand die Idee der Sakralität der Monarchie, ging damit auch die Vorstellung ihrer Legitimität zurück. Das zeigte sich schon im antiken Griechenland, dessen politische Philosophie die Monarchie nur noch als eine Herrschaftsform unter mehreren denkbaren betrachtete.

Dadurch entstand auch der Eindruck, als ob die Ablösung der Monarchie in einem »Kreislauf« (Zyklus) der Verfassungen mit einer gewissen Zwangsläufigkeit erfolge, wobei sie durch eine Oligarchie, dann die Demokratie ersetzt werde, die schließlich in die Monarchie oder eine der illegitimen Varianten von Alleinherrschaft umschlage. Die Vorstellung von einer »zweiten Monarchie« wurde durch den Aufstieg Makedoniens und die Schaffung einer Weltmonarchie ebenso bestärkt wie durch den Untergang der römischen Republik und den Aufstieg des imperialen Kaisertums (Reich).

»Hierin liegt die sittliche Überlegenheit der wohlgeordneten Monarchie gegenüber Republiken, weil in Monarchien die Staatsgewalt auf eigenem Recht beruht und unparteiisch sein kann, wenn sie es auch nicht immer ist. In Republiken wird dagegen immer eine Partei ihre Leute ans Ruder bringen, und daher die Gerechtigkeit der Staatsgewalt viel schwieriger zu handhaben sein als in Monarchien.«

Heinrich von Treitschke

Für das europäische Mittelalter wie die ganz große Mehrzahl der außereuropäischen Herrschaften bildete die Monarchie für den längsten Zeitraum der Geschichte die Normalform der Verfassung. Dabei war die Macht des Monarchen im Abendland allerdings selten eine unumschränkte. Im allgemeinen sah er sich nicht nur durch die Kirche und das Herkommen gebunden, sondern auch durch die institutionelle Einflußnahme seiner Untertanen. Soweit diese Adlige waren, konnte die Vorstellung durchaus dahin gehen, daß der Monarch im Grunde nichts anderes sei als primus inter pares. Die absolute Monarchie war jedenfalls ein Produkt der Neuzeit (Moderne), und ihre Verwirklichung hing mit der Durchsetzung der modernen Staatlichkeit zusammen. Sie nahm dabei traditionelle Vorstellungen auf, stützte sich aber in wachsendem Maß auf eine rationale Organisation des politischen Systems.

Das erklärt auch etwas von der zunehmenden Infragestellung der Monarchie seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, die mit dem Aufstieg der neuen Republiken – Nordamerika und Frankreich – einherging. Alle Versuche, dem auf theoretischer Ebene entgegenzutreten, unter Bezugnahme auf das makedonische Modell (Hegel) oder eine funktionale Rechtfertigung (Maurras) haben sich letztlich als erfolglos erwiesen. Durch die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg wurde auch den machtvollsten und am stärksten verankerten Monarhien – vor allem derjenigen der Hohenzollern in Deutschland – die Basis entzogen. Seitdem waren alle Versuche zur Restauration, die im 19. Jahrhundert noch gewisse Erfolge erzielen konnte, aussichtslos.

Literatur

  • Waldemar Gurian: Der integrale Nationalismus in Frankreich, Frankfurt a.M. 1931.
  • The Sa­cral Kingship – La Regalità sacra, Studies in the History of Religions. Supplements to Numen, Bd IV, Leiden 1959.
  • Alexis de Tocqueville: Der alte Staat und die Revolution [1856/1959], zuletzt Münster 2007.
  • Philipp Wolff-Windegg: Die Gekrönten. Sinn und Sinnbilder des Königtums [1958], zuletzt Stuttgart 1981.