https://wiki.staatspolitik.de/index.php?title=Externsteine&feed=atom&action=historyExternsteine - Versionsgeschichte2024-03-28T20:34:59ZVersionsgeschichte dieser Seite in Staatspolitisches Handbuch im NetzMediaWiki 1.32.0https://wiki.staatspolitik.de/index.php?title=Externsteine&diff=265&oldid=prevAdmin: Die Seite wurde neu angelegt: „:'''Lippisches Land, bei Horn''' Am 7. Oktober 1957 schrieb Armin Mohler an Ernst Jünger (➞ ''Wilflingen''): »Nun, wenn ich Diktator wäre, würde ein…“2016-09-23T13:52:21Z<p>Die Seite wurde neu angelegt: „:'''Lippisches Land, bei Horn''' Am 7. Oktober 1957 schrieb Armin Mohler an Ernst Jünger (➞ ''<a href="/index.php?title=Wilflingen" class="mw-redirect" title="Wilflingen">Wilflingen</a>''): »Nun, wenn ich Diktator wäre, würde ein…“</p>
<p><b>Neue Seite</b></p><div>:'''Lippisches Land, bei Horn'''<br />
<br />
Am 7. Oktober 1957 schrieb Armin Mohler<br />
an Ernst Jünger (➞ ''[[Wilflingen]]''): »Nun, wenn<br />
ich Diktator wäre, würde eine meiner ersten<br />
Handlungen sein, dass ich die ganze<br />
Gegend um die Externsteine abschliessen<br />
würde. Gasthaus und Strasse würden getilgt.<br />
Und Zutritt bekäme nur, wer zuvor<br />
genau geprüft worden wäre. Er müsste erst<br />
innerhalb der Umzäunung schlafen, fern<br />
von den Steinen, und dann zu Fuss hingehen.<br />
Die nicht Zugelassenen dürften sich<br />
dafür an den Gütern der Völker ausserhalb<br />
unserer eigenen Welt sattsehen, von<br />
ostasiatischen Gemälden über ägyptische<br />
Reliefs bis zu Benin-Bronzen«. Mohler, der<br />
für Ernst Jünger als Sekretär arbeitete,<br />
kam auch später noch einmal auf seine Zukunftspläne<br />
für die Externsteine zurück,<br />
fand bei seinem »Meister« aber nur wenig<br />
Resonanz.<br />
<br />
Als Externsteine wird eine Formation<br />
aus fünf Hauptfelsen im Teutoburger Wald<br />
bezeichnet, die sich über eine Strecke von<br />
fast einem Kilometer erstreckt und zahlreiche<br />
Grotten und Plateaus aufweist. In<br />
einer ansonsten felsarmen Landschaft erreichen<br />
sie eine Höhe von bis zu 50 Metern<br />
über dem nahegelegenen Wiembecketeich<br />
und haben offenbar früh einen nachhaltigen<br />
Eindruck auf die Menschen gemacht.<br />
Archäologische Funde weisen auf eine Bedeutung<br />
für religiöse Bräuche im Mittelalter<br />
hin, aber schon seit dem 16. Jahrhundert<br />
gab es die Vorstellung, daß die<br />
Externsteine auch als germanische Kultstätte<br />
dienten. Später verknüpfte sich dieser<br />
Gedanke mit dem, daß der höchste<br />
Felsen Standort des germanischen Heiligtums<br />
der Irminsul gewesen sei.<br />
<br />
Auf die Vorstellung, daß sich die Irminsul<br />
auf der eigenartigen Felsenformation erst der niedersächsische Historiker Ulrich<br />
Grupen im dritten Teil seines Werkes<br />
Origines Germaniae hin. Das Buch Grupens<br />
erschien posthum 1768, und später lassen<br />
sich kaum andere Äußerungen finden,<br />
die Irminsul und Externsteine in Verbindung<br />
bringen. Das änderte sich grundlegend<br />
mit dem Erscheinen des Buchs Germanische<br />
Heiligtümer von Wilhelm Teudt<br />
im Jahre 1929. Teudt zählte zu den Veteranen<br />
der völkischen Bewegung. 1860 geboren,<br />
hatte er ursprünglich Evangelische<br />
Theologie studiert, war in den Pfarrdienst<br />
eingetreten und gehörte in der Wilhelminischen<br />
Zeit zum Umfeld Friedrich Naumanns.<br />
Wie bei anderen aus den Reihen<br />
der national-sozialen Pfarrerschaft wuchs<br />
auch bei Teudt die Distanz zum christlichen<br />
Glauben. Trotz seines Alters meldete<br />
er sich im August 1914 noch freiwillig und<br />
diente als Soldat, kehrte aus dem Krieg in<br />
seine lippische Heimat zurück und beteiligte<br />
sich aktiv an der Organisation von<br />
Einwohnerwehren und verschiedenen völkischen<br />
Verbänden. Parallel zur Verschärfung<br />
seiner politischen Einstellung machte<br />
sich Teudt als völkischer Laienforscher mit<br />
ausgeprägter Leidenschaft für die Frühgeschichte<br />
einen Namen. Bekannt wurde<br />
er vor allem dadurch, daß er begann,<br />
die Externsteine als komplexe Sakralanlage<br />
zu deuten, bestehend aus Sternwarte,<br />
Schatzkammer und der Irminsul, die –<br />
auf der Spitze des sogenannten »Felsen 2«<br />
sich erhebend – weithin im alten Sachsen<br />
zu sehen gewesen sein sollte, Ausdruck der<br />
Verehrung für die Götter und deren Weltordnung.<br />
<br />
Teudts Interpretation der Externsteine<br />
zeugte zwar von einem ausgeprägten Vorverständnis<br />
im Sinne der völkischen Ideologie,<br />
sie hätte aber kaum solche Wirkung<br />
gehabt, wenn er nicht gleichzeitig die Behauptung<br />
aufgestellt hätte, daß man an<br />
dem sogenannten Kreuzabnahmebild (immerhin<br />
dem ältesten plastischen Kunstwerk<br />
auf deutschem Boden), einem Felsenrelief<br />
am Fuß der Externsteine, eine<br />
Darstellung der Irminsul erkennen könne.<br />
Und zwar sollte der »Thronsessel«, auf dem<br />
die Gestalt des Nikodemus – deren Beine<br />
schon damals fehlten – stand, die herabgebogene<br />
Irminsul gewesen sein: »... so wurde<br />
den ersten Beschauern die Forderung<br />
versinnbildlicht, daß das Christentum als<br />
siegreich über das zerbrochene Heidentum<br />
anzuerkennen sei«.<br />
<br />
Damit war zum erstenmal behauptet,<br />
daß es – jenseits aller Spekulation – eine<br />
Vorstellung vom Aussehen der Irminsul<br />
gebe, die aus einem aufragenden Stamm<br />
mit zwei geschwungenen Enden bestanden<br />
haben sollte. In der dritten Auflage<br />
der Germanischen Heiligtümer von 1934 fehlt<br />
nicht nur der vorsichtige Tonfall, in dem<br />
Teudt seine Annahmen bis dahin vorgetragen<br />
hatte. Er erklärte nun auch – wohl um<br />
dem neuen Zeitgeist Rechnung zu tragen –<br />
die Zerstörung der Beine des Nikodemus<br />
damit, »daß empörte Germanen die Füße<br />
des auf das Heiligtum tretenden Mannes<br />
zerschlagen haben«. Die Veröffentlichung<br />
löste eine ganze Flut polemischer Literatur<br />
aus, deren Ausläufer sich bis in siebziger<br />
Jahre erstreckten. Vereinfacht gesagt,<br />
standen dabei Völkische und Esoteriker<br />
auf der einen Seite, Katholiken und Archäologen<br />
auf der anderen Seite. Schon<br />
wegen des außerordentlichen Interesses,<br />
das Himmler (➞ ''[[Quedlinburg]]'') für die Externsteine<br />
gezeigt hatte, konnte nach 1945<br />
natürlich kein Fachwissenschaftler mehr<br />
für den germanischen Charakter der Externsteine<br />
plädieren.<br />
<br />
Der Faszination dieses Naturdenkmals<br />
hat das keinen Abbruch getan. Eher im Gegenteil.<br />
Zwar stagniert das touristische Interesse<br />
seit langem auf verhältnismäßig<br />
hohem Niveau, aber auch die weltanschaulich<br />
Interessierten finden bis heute ihren Weg. Waren es in der Nachkriegszeit nur<br />
die Betont-Nationalen, die sich zu Sonnenwendfeiern<br />
vor den Felsen trafen, sind es<br />
seit dem Aufkommen des New-Age-Okkultismus<br />
auch alle möglichen Naturreligiösen,<br />
Schwärmer und Jugendbewegten, die<br />
sich zu Walpurgis (➞ ''[[Brocken]]'') oder anderen<br />
Feiertagen des heidnischen Jahreslaufs<br />
vor dem »Kraftort« versammeln.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Erich Kittel: ''Die Externsteine. Ein kritischer Bericht zu ihrer Erforschung und Deutung nebst Führer durch die Anlagen'', Detmold 1984.<br />
* Wilhelm Teudt: ''Germanische Heiligtümer. Beiträge zur Aufdeckung der Vorgeschichte, ausgehend von den Externsteinen, den Lippequellen und der Teutoburg'', Jena 1934.<br />
* Elke Treude/Michael Zelle: ''Die Externsteine bei Horn'', Detmold 2011.<br />
* Karlheinz Weißmann: ''Irminsul'', Göttingen 2012.<br />
<br />
{{Autor|Karlheinz Weißmann}}<br />
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